Selfcare Yoga

Vom lieb sein.

lokāḥ samastāḥ sukhinoḥ bhavantu.*
Soso. ALLE Lebenwesen sollen also zusammen glücklich und zufrieden sein. Aber wer ist bitte ALLE? Und vorallem: Wenn schon ALLE, was ist denn dann eigentlich mit MIR?

 

Da stehen wir mit beiden Beinen im Hamsterrad des Lebens uns mühen uns ab – sind sogar nett zu Leuten, die uns nichts Gutes wollen. Tun jeden Tag Dinge um Andere zufrieden zu stellen. Hetzen von einem Termin zum nächsten und vergessen dabei ganz gern, dass mit ALLE ja durchaus auch WIR selbst gemeint sind. Sich um sich selbst zu kümmern ist nicht immer einfach – gerade die Frauen unter uns bekommen ja gern von Klein auf beigebracht, lieb zu sein und das Wohl anderer oder der Gemeinschaft über das eigene zu stellen. Bloss nicht egoistisch sein! Diese Glaubenssätze zu entlarven und abzuschütteln ist manchmal richtig schwer. Vielleicht sollten wir einfach öfter mal so richtig „egoistisch“ sein? Nur tun und lassen, was uns selbst gut tut? Darf ich das denn? Oder ist das dann vielleicht gar nicht mehr „yogisch“?

Patanjali nennt Liebe, Freundlichkeit und Wohlwollen in Sutra 1.33 als eine der vier wesentlichen Gefühlsqualitäten (Bhavana), die unser Citta – also unsere Gedanken, Gefühle und unseren Verstand – klären. Und auch im Buddhismus wird Metta (oder auf yogi-deutsch eben Maitri) als Weg zum Erwachen betrachtet.

Zu Beginn geht es darum, Wohlwollen und Freundlichkeit gegenüber SICH SELBST zu entwickeln

In der Metta-Meditation soll Liebe und Freundlichkeit kultiviert werden. Hier gibt es die ganz klare Abfolge: Zu Beginn geht es darum, Wohlwollen und Freundlichkeit gegenüber SICH SELBST zu entwickeln. Erst dann wird die Meditation ausgedehnt auf nahestehende Personen, neutrale Personen und Personen, die man eigentlich nicht leiden kann.

Auch in der Natur des Menschen findet sich ein schönes Beispiel: Das Herz versorgt sich immer selbst zuerst mit Sauerstoff. (Bäm!) Und sogar im Flugzeug heißt es: Im Notfall erst sich selbst die Sauerstoffmaske überziehen, dann den anderen Passagieren helfen. Eigentlich logisch, oder?

Ich denke, es ist unglaublich wichtig, wieder mehr auf uns selbst zu hören. Hinzuspüren, was uns fehlt und gut für uns zu sorgen – uns selbst ein guter Freund zu sein. Denn nur wenn es UNS gut geht, können wir uns auch mit ganzem Herzen und voller Kraft um die Belange der Anderen kümmern, uns im Alltag behaupten ohne dabei auszubrennen. (Jawoll liebe Yoga-Mamas, diesen Abschnitt bitte gleich nochmal lesen und ggf. ausdrucken und an die Stirn pappen!) Und der Yoga gibt uns dazu ein kraftvolles Werkzeug an die Hand.

Denn je genauer wir lernen, unsere Gedanken und Gefühle zu beobachten, desto besser gelingt es uns, zu differenzieren. Wir lernen, für unsere Bedürfnisse einzustehen, Grenzen neu zu stecken und wenn es sein muss auch Dinge, Personen und Gewohnheiten loszulassen, die uns auf unserem Weg nicht förderlich sind.

Und wenn euch das Chaos mal wieder an allen Fronten gleichzeitig zu erwischen scheint? Wenn die Hütte so richtig brennt?

Hier meine Anleitung für eine Mini-Mini-Meditation, die nur 1 Minute dauert, aber unglaublich effektiv den Geist zur Ruhe bringt und die Gedanken klärt. Kann man wirklich überall machen:

Genau da stehenbleiben oder kurz hinsetzen wo Du gerade bist. Augen schliessen. Bauch und Kiefer entspannen, Schultern locker lassen. Einen tiefen Atemzug nehmen, dann mit Ujjayi ganz langsam ein- und wieder ausatmen: Beim ausatmen den Bauch leicht nach innen mitnehmen und den darauf folgenden Einatem ganz natürlich (ohne Ujjayi!) wie von selbst in den Bauch einströmen lassen – die Bauchdecke hebt sich dabei von ganz alleine. Dann den Atem wieder ganz frei fliessen lassen und sich dabei zurück erinnern, um was es im Leben wirklich geht. Welches Programm läuft da gerade in deinem Kopf ab? Die Welt dreht sich weiter – so wie auch der Einatem von ganz alleine kommt. Du musst nichts werden. Du darfst einfach so sein. Alles ist gut, so wie es in diesem Augenblick ist. Das Universum meint es immer gut mit dir!

So, und jetzt genießt noch den Rest vom Schützenfest und habt einen guten Start in die neue Woche!

tldr: Seid lieb zueinander – aber vor allem zu euch selbst. Nehmt euch ernst und hört auf euren Körper und eure Gefühle. Und sagt doch einfach mal wieder NEIN – ganz ohne schlechtes Gewissen.

*Für die Nicht-Yogis unter euch:

lokāḥ samastāḥ sukhinoḥ bhavantu.

Mögen alle Lebewesen glücklich und frei sein.
Mögen alle Gedanken, Worte und Handlungen unseres Lebens zu diesem Glück und dieser Freiheit beitragen.

0 Kommentare zu “Vom lieb sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


*